Die Flutkatastrophe im Sommer 2021 betraf große Teile Mittel- und Westeuropas. Starkregen und ungewöhnlich hohe Niederschlagssummen fielen binnen weniger Stunden und Tage. Sturzfluten und Überschwemmungen hinterließen Chaos, Verwüstung und Zerstörung. Neben anderen Ländern des europäischen Festlandes und den britischen Inseln wurde auch Deutschland zum Teil schwer getroffen. 186 Menschen starben und die Katastrophe ist damit die schwerste Naturkatastrophe seit der verheerenden Sturmflut im Jahr 1962. Die Schadenssumme, die dabei auf deutschem Boden entstand, wurde auf rund 33 Milliarden Euro geschätzt. Laut dem Deutschen Wetterdienst trete ein Ereignis diesen Ausmaßes nur alle 100 bis 1000 Jahre auf.
Rheinland-Pfalz
Insgesamt kamen in Rheinland-Pfalz durch die Flut und deren Folgen 141 Personen zu Tode und weitere 766 wurden verletzt. Geschätzte 17 Tausend Menschen verloren durch die Wassermassen Teile ihres Eigentums oder ihr gesamtes Hab und Gut. Neben Häusern und Wohngebäuden kamen auch Teile der Verkehrsinfrastruktur zu Schaden: Darunter 74 Kilometer Straße, etliche Brücken, 20 Kilometer Eisenbahngleise und sieben Eisenbahnbrücken.
Besonders schwer traf es die Gemeinde Ahrweiler, durch die der Fluss Ahr, ein Nebenfluss des Rheins, fließt. Das über die Ufer getretene Fließgewässer bahnte sich mit immensen Wassermassen seinen Weg durch das gesamte Tal und überschwemmte u.a. die Orte Schuld, Bad Neuenahr-Ahrweiler und Sinzig beinahe komplett.
Hier sowie in weiteren Landkreisen des Bundeslandes wurde damals der Katastrophenfall ausgerufen. Abgesehen von der Ahr wurden auch für die weiteren Flüsse bzw. Bäche Kyll, Prüm, Lieser und Nims Pegelstände auf Rekordniveau verzeichnet.
Nordrhein-Westfalen
In Folge des Starkregens traten auch in Nordrhein-Westfalen die Nebenflüsse und -bäche des Rheins über ihre Ufer. Der Rhein an sich war allerdings zum Glück nur marginal betroffen, da die Abflusskapazität entsprechend hoch genug gewesen ist. Trotzdem waren 25 Kreise und Städte vom Hochwasser betroffen. Insgesamt kam es zu über 30 Tausend Einsätzen der Polizei, der Feuerwehr, dem Technischen Hilfswerk (THW) und zahlreichen Hilfsorganisationen.
Zeitweise war ein Dammbruch der Steinbachtalsperre befürchtet worden, weshalb tausende betroffenen Bewohner aus Sicherheitsgründen aufgefordert waren, ihre Häuser und Wohnungen zu verlassen. Des Weiteren kamen mehrere Bundesstraßen und Autobahnen durch Unterspülung zu Schaden und mussten gesperrt werden. Auch der Bahnverkehr kam nicht ungeschoren davon und die Deutsche Bahn musste etliche Kilometer beschädigter Gleisanlagen verzeichnen. Fernzüge endeten daraufhin in Münster und Verbindungen des Regional- und Nahverkehrs fielen teilweise komplett aus.
In Folge der Katastrophe wurde in Nordrhein-Westfalen ausgiebig über das gegenwärtige Konzept des Hochwasserschutzes diskutiert und künftig sollen nun auch kleinere Bäche und Fließgewässer in das Hochwasserfrühwarnsystem aufgenommen werden, um die erneute Gefahr einer Gefährdung genauer und schneller prognostizieren zu können.
Baden-Württemberg
Neben dem Starkregen kam es in Teilen von Baden-Württemberg außerdem zu Hagelschlag und Unwettern. Das Bundesland im Südwesten Deutschlands war allerdings insgesamt nicht so stark betroffen wie Nordrhein-Westfalen oder Rheinland-Pfalz. Dennoch gab es ein Todesopfer zu beklagen.
Im Zeitraum vom 9. bis 17. Juli 2021 kam es vielerorts zu Rekorden der Wasserstände zahlreicher Flüsse und Bäche: Darunter auch die Tauber, die in Tauberbischofsheim für Überschwemmungen und Straßensperrungen sorgte.
Insgesamt blieb es in Baden-Württemberg allerdings bei überfluteten und beschädigten Straßen sowie Gleisanlagen, kurzweiligen Stromausfällen und kleineren lokalen Erdrutschen. Der Schiffsverkehr auf dem Rhein und der Bahnverkehr mussten dabei streckenweise eingestellt werden.
Bayern
Auch in Bayern kam während dem 9. und 17. Juli 2021 ein Mensch um Leben. In Kreisen und Gemeinden in Nordbayern wurde am 10. Juli der Katastrophenfall ausgerufen, da Straßen überschwemmt, Bahngleise beschädigt und Brücken mit den Wassermassen mitgerissen wurden. Lokal kam es durch ein überschwemmtes Trafohaus zu Stromausfällen.
Zahlreiche Einsatzkräfte waren auch hier im Dienst, um Menschen zu helfen, Sandsäcke zu füllen oder die Infrastruktur zu schützen. Der hohe Wasserstand sorgte in drei Landkreisen für eine Kontamination des Trinkwassers mit Fäkalkeimen, woraufhin das Wasser abgekocht werden musste. Die Berchtesgadener Ache stellt mit einem Pegelstand von 3,50 Metern einen neuen Rekord auf und überflutete in der Folge am 17. Juli Teile der Region im Berchtesgadener Land. Am Königsee drohte ein Hang abzurutschen, was auch dort für Evakuierungen zahlreicher Menschen geführt hat. Die Kunsteisbahn für Bob, Rodeln und Skeleton, auf der im Winter regelmäßig Weltcuprennen veranstaltet wurden, wurde durch die Katastrophe stark beschädigt und teilweise komplett zerstört.
Hessen, Saarland, Sachsen und Thüringen
Die vier Bundesländer in Mitteldeutschland waren insgesamt noch am wenigsten vom Hochwasser betroffen. Zwar traten auch viel Fließgewässer über die Ufer, doch die Schadenssumme und das Ausmaß fielen geringer aus als in anderen Landsteilen.
In der Folge mussten vereinzelt Bundestraßen und Autobahnen wegen Überflutung oder Beschädigungen gesperrt werden. In Sachsen starb ein Mann, nachdem er durch eine Flutwelle erfasst und mitgerissen wurde. Die Einsatzkräfte hatten es während ihrer Einsätze hauptsächlich mit Straßensperrungen und vollgelaufenen Kellern zutun.
Konsequenzen und die Zeit nach der Katastrophe
Direkt nach der Hochwasser-Katastrophe besuchten zahlreiche Politiker und Amtsträger die betroffenen Gebiete; darunter die damaligen Kanzlerkandidaten Scholz (SPD), Laschet (CDU) und Baerbock (Grüne). Die zu der Zeit regierende Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sicherte gemeinsam mit den Ministerpräsidenten schnelle Hilfe für die Opfer und Betroffenen, die nun teilweise obdachlos geworden waren, zu.
Am 10. September 2021 wurde mit dem "Aufbauhilfefonds-Einrichtungsgesetz 2021" das Sondervermögen "Aufbauhilfe 2021" eingerichtet, das mit 30 Milliarden Euro vom Bund unterstützt wurde. Das Geld soll für den Wiederaufbau der Infrastruktur und zur Hilfe Betroffener verwendet werden. Zusätzlich zu den Hilfsmitteln des Staates riefen das Aktionsbündnis "Deutschland hilft" und weitere Organisationen zu Spenden auf: Dabei kam eine Summe von weiteren 632 Millionen Euro zusammen.
Neben materiellen und finanziellen Hilfen reisten in den Tagen und Wochen nach der Flut viele Hundert Menschen in die Katastrophenregionen, um sich ehrenamtlich an den Aufbau- und Aufräumarbeiten zu beteiligen. Viele nahmen sich unbezahlt frei oder opferten ihre Urlaubstage, um den Menschen und Bewohnern in der Not zu helfen und beizustehen. Zeitweise mussten sogar Leute wieder weggeschickt werden, da die Logistik an ihre Grenzen kam.
Weiter diskutiert und aufgearbeitet wird derweil, wann und in welchem Umfang die Landesregierungen und Innenministerien der betroffenen Länder über die Lage informiert gewesen waren. Es besteht nach wie vor die Vermutung, dass einige Politiker und Verantwortliche, ihrer Verantwortung nicht gerecht geworden sein sollen, was die Einleitung notwendiger Schritte zum Bevölkerungsschutz anbelangt. Die anhaltende Kritik am rheinland-pfälzischen Innenminister Roger Lewentz (SPD) führte zu dessen Rücktritt am 12.Oktober 2022. Seit Oktober 2021 beschäftigt sich u.a. ein Untersuchungsausschuss in Rheinland-Pfalz mit diesem Thema.